Erste Technovideo-Compilation 3LUX mit Nonstop Techno Musik und Computer-Animationen von 1992.
Während der Punksound noch aushallt, dröhnt schon ein neuer Beat durch das sich wiedervereinende Berlin. Acid, House, Techno und Trance Beats pumpen aus den Clubs, Kellern und ausrangierten Fabrikhallen. Ich als Clubber der ersten Stunde erlebe meine Metamorphose vom Clubber zum Video-Künstler und Veranstalter.
3LUX, 3LUX-2, 3LUX-3
Konzept – Rainer Remake
Musik – diverse Künstler
Schnitt – Rainer Remake & Clipvideo
Animation – diverse Künstler
VHS & DVD Vertrieb, weltweit – STUD!O K7
VHS / DVD | 1992/93 | STUD!O K7
Die Geschichte des Technovideo
Heute laufen Video-Visuals bei jeder Party, jedem Event und auf vielen Wolkenkratzern. Doch wie fing das eigentlich an?
In den 70igern flimmerten die ersten bewegten Visuals auf Parties. Entweder wurden psychedelische Filmsequenzen mit 16mm Filmprojektoren auf Bettlaken projiziert. Oder mit mehreren Diaprojektoren bewegte Sequenzen erzeugt. Aber erst in den 90igern, als die entsprechende Videotechnik und Computer erschwinglich wurden, ging es richtig ab. Mega Parties wie Technozid und Mayday und Clubs wie Tresor oder Omen begeisterten die Raver mit riesigen Videoprojektionen. Parallel zum DJ, der mit Schallplatten mixte, mischte der Veejay-VJ-Videojockey die Videos. Genau wie der DJ hatte er zwei Videorecorder und einen Mixer mit Effekten. Die Videos wurden live zu der Musik gemixt. So konnte er Rhythmus und Stimmung genau treffen.
Erste Experimente mit Computeranimationen
Ich habe Anfang der 90iger meine ersten Film-Experimente mit einen Computer gemacht. Zunächst habe ich schwarz-weiße Grafiken von einem geliehenen Atari Computer mit einer Super8 Filmkamera im Stop Motion Verfahren abgefilmt. Danach habe ich mir meinen ersten Computer, einen Amiga 2000, gekauft. Die Grafik-Software DPaint konnte kurze Film-Loops abspielen und eignete sich so ideal für animierte Loops.
DPaint auf dem Amiga
Mit DPaint, einem Vorläufer von Photoshop, konnte man grafische Elemente über mehrere Bilder bewegen und dabei mit Effekten manipulieren. Eigentlich hatte man nur die drei Grundanimationen Position, Rotation und Skalierung. Doch wie das immer so ist, wenn man nur wenige Möglichkeiten hat, findet die menschliche Kreativität unendliche Kombinationsmöglichkeiten.
DPaint hatte noch ein anderes Feature, was uns sehr begeistert hat, das nannte sich „Color Cycle“. Wenn man einen Loop abgespielt hat, konnte man die Taste TAB drücken und die Farbpalette wurde animiert. Ein wiederholtes Drücken stoppte das Feature wieder.
In einigen meiner Loops habe ich ein gescanntes Bild genommen, es horizontal und vertikal gespiegelt. Dadurch entstand ein Effekt, als ob das Objekt tanzen würde.
Bei den Videos ging es nicht so sehr darum Geschichten zu erzählen, sondern viel mehr eine pulsierende sowie hypnotisierende Lichtshow zu machen. Diese mussten vor allem die Musik visuell intensivieren und die Trance des Ravers auf dem Dancefloor steigern.
Die Videos bestanden aus Loops. Die Länge des Loops wurde durch die Größe des RAM-Speichers bestimmt. Da der RAM-Speicher damals noch sehr teuer war waren die Loops entsprechend kurz. Am Anfang waren das nur 5-50 Bilder in 64 Farben je nach Rechner Ausstattung.
Die Loops wurden dann über Videoconverter vom Computer auf Videokassetten überspielt. Meist hatte man auf den Parties mehrere Kassetten mit unzähligen Loops dabei, die man über einen Videomischer passend zur Musik gemischt hat.
Die Geburt von Rainer Remake
Ich war damals unter dem Künstlernamen Rainer Remake von der Firma Remake Prod als VJ der ersten Stunde in Berlin unterwegs. 1991 habe ich mit meinem ersten Techno Videoclip „GOA-Mix von S.M.I.L.E“ auf mich aufmerksam gemacht, der es immerhin in die MTV Partyzone geschafft hat. Mein erster Live-Gig als VJ war 1991 im Frontclub in Hamburg. Das Motto war Unterwasser. Ich und mein Partner Dirk Lukas-Larsen von Visuart haben also den ganzen Klub voller Monitore gepackt und am Dancefloor eine riesige Videoprojektion installiert. Auf allen Screens liefen verschiedene Unterwasser Loops sowie Videos und haben den gesamten Club in ein Techno Aquarium verwandelt. Die Gäste waren völlig geflasht.
Parallel habe ich die Loops auch in der Kunstwelt gezeigt. 1991 in einer Multimedia Installation auf der ersten Computerkunst Ausstellung Lux Logis – Electronic Arts Syndrom in Berlin. Später auch auf Videokunst Festivals wie Oberhausen, Berlinale uvm. Dabei erinnere ich mich an eine schöne Geschichte aus Oberhausen 1993, die mein Partner Armin Hasse und ich damals erlebt haben. Es herrschte noch der weit verbreitete Glaube „Techno hat keine Seele“, weil es ja mit dem Computer gemacht wird.
TECHNO hat keine Seele
Als ich den Kino-Saal, wo später mein Film laufen sollte, zum ersten Mal betrat, fiel uns gleich die riesige Bass Box auf, die über den Zuschauern an der Decke hing. Bass Box und Techno sind ja bekanntlich beste Buddies und eine gewisse Vorfreude kam bei uns auf. Dann war endlich unser Film an der Reihe. Bevor es losging war der Saal bis auf den letzte Platz gefüllt. Dann ertönten die ersten Techno Beats und innerhalb von wenigen Minuten wurde der ganze Saal leergefegt, bis auf ganz wenige eingefleischte Techno-Fans. Mit denen haben wir dann bei allerfeinstem Sound unser Video gefeiert.
In der anschließenden Pressekonferenz mussten wir uns dann der kritischen Presse stellen. Die Anfeindungen waren ziemlich heftig. Unser Video wäre doch keine Kunst und hätte damit keine Berechtigung auf einem solchen Festival zu laufen, wo es um Filmkunst geht. Es fehle wohl jede inhaltlich Auseinandersetzung mit einem Thema und eine gesellschaftskritische Haltung wäre auch nicht zu erkennen.
Das war ja so gesehen alles richtig. Aber um Technovideos zu „verstehen“, braucht es eine neue Herangehensweise an das Thema Film. Techno als Musik, hat die Musik nur weiter abstrahiert, als das andere Musikstile sich getraut haben. Nicht nur die Melodie und Gesang erzeugen die Emotion, sondern der Sound an sich. Technomusik Produzenten betreiben einen extremen Aufwand darin, besonders originelle, noch nie dagewesene Sounds und Klangwelten zu kreieren.
Zudem wurde Techno in den Clubs von Detroit, Berlin, London und anderen Städten geboren. Also spielte der Rhythmus eine große Rolle. Es mußte tanzbar sein, die Menschen in Ekstase bringen. Dem entsprechend waren unsere Videos eigentlich mehr eine anspruchsvolles Addon zu der Lightshow. Man musste nicht die ganze Zeit zuschauen, um den inhaltlichen Bogen nicht zu verlieren, sondern konnte jederzeit ein- und aussteigen. Es waren frei assoziierbare, abstrakte Grafiken, die jeder auf seine Art in seine ganz persönlich Trance einbauen konnte.
Erste Technovideo VHS
Anfang der 90iger konnte man das Technovideo Erlebnis nur im Club haben. Clubbesitzer mit Monitor Festinstallationen haben oft MTV Partyzone gezeigt. Mit Werbung und Moderation. Da kam mir die Idee, ein Video zu produzieren, daß ausschließlich aus Computerloops und Technomusik besteht. Nonstop. Die Idee von 3Lux – The Nonstop Techno Mix war geboren. Schnell fand ich in dem Videolabel Studio K7 den idealen Partner, der sofort an das Projekt geglaubt hat. Wir haben also Veejays aus ganz Europa zusammengetrommelt und ich habe mit Ihnen 3Lux1 produziert. DJ Sangeet hat uns ein kraftvolles Techno Set zusammengestellt, was den Soundtrack bildete. Die weltweit erste Techno Kaufkassette auf VHS war fertig. Und es sollte auch die erfolgreichste werden.
3LUX, 3LUX-2 and 3LUX-3 erfolgreichste VHS Technovideo Kaufkassette
Die Verkaufserwartungen von K7 lag bei 500 Stück. Tatsächlich haben wir ziemlich schnell 10.000 Stück weltweit verkauft. Das war 1992 für eine Techno Publikation enorm, wenn man bedenkt, daß eine erfolgreiche Maxi im Underground nur zwischen 1-2000 Stück verkauft hat. Endlich konnten die Raver die Technovisuals auch zu Hause beim Chill-out genießen, bei Bedarf auch mit eigener Musik. Virgin Records in der Oxford Street, London war so begeistert von dem Video, daß es eine Woche herausgestellt wurde. Umsonst. Normalerweise war das kostenpflichtig. Überhaupt waren die Briten unsere besten Kunden, weit über 50% der Verkäufe haben wir dort gemacht.
Pulsierende Schatten, verkümmerte Landschaften, Strudel von Sounds und Traumbilder machten die 3LUX Serie so frisch und roh, exorbitant und optimistisch und sie galt als Expedition in eine bis dato nicht existente Symbolik des Techno– frühem Trance sowie Ambient.
Wegen des großen Erfolges haben wir schnell 3Lux2 – The Nonstop Trance Mix und 1993 3Lux3 – A Journey Through Ambience nachgelegt. Im Anschluß produzierte und ich 1994 den ersten 3D Techno Spielfilm Escape to Trancyberia.
3LUX (released 1992)
Erste Technovideo VHS 3LUX gilt immer noch als Vorreiter des Technovideos, adaptiert bis heute von der elektronischen Dancemusic und wurden rechtzeitig zum 10. Jahrestag digital komplett überarbeitet. In den frühen 90er Jahren entdeckten junge Computerkünstler um Rainer Remake die Möglichkeiten, Soundtracks der zum damaligen Zeitpunkt angesagtesten Produzenten – wie z.B. Dave Angel, Visions of Shiva, Aphex Twin, Mixmaster Morris, Neutron 9000 sowie Cosmic Baby – mit Computeranimationen und neuer digitaler Technologie visuell zu verbinden.
Während der Promotion für 3LUX habe ich organisiert, daß wir auf der MAYDAY 1992 in Köln, einem der größten Raves damals, einen kleine Tisch aufstellen durften. Wir haben dort Monitore mit Kopfhörern aufgebaut, um den einströmende Ravermassen eine kleine Kostprobe von unserer Kunst zu geben. Wir haben zwar nicht so viele Videos verkauft, aber zahlreich Raver, blieben an den Monitoren kleben und sind total ausgerastet. Es war total intensiv, die direkte Wirkung der Videos auf unsere fans zu erleben.
3LUX – 75 minutes techno music, matched with animation videos which where made by different European computer artists especially for 3LUX.
Track-Listing 3 LUX (released 1992)
Music Artiste | Title | Video Artiste |
---|---|---|
Format | Solid Session | Krypton |
Resistance D | Phase One | Vivid |
Overnite | Pure Climax | Remake prod. |
Neutron 9000 | Which way are you going | Taste Video |
Neutron 9000 | Ki-Oha Girl | Krypton |
Phobia | Phobia | Phase one Vivid |
Spice | Technoflyer Unlimited | Taste Video |
Cosmic Baby | Cosmic Cubes | Phase one Vivid |
Phantasm | Bass Movement | Psy-d-light / Animal Art |
Exit 100 | Liquid | Psy-d-light / Animal Art |
Fuse | Sustance abuse | Clipvideo |
S.M.I.L.E. | Call of the Huicholl | Remake prod. |
Turntable Hoshies | Psychic Complexx | Taste Video |
Evolution | Equilibrium | Clipvideo |
Hypernature | Primitizer | Joakim Hovel |
Mixmaster Morris | Underground | Krypton |
S.M.I.L.E. | Digital Bubblebathe | Remake prod. |
3LUX-2 (released 1992)
Nach dem riesen Erfolg von 3LUX waren Studio K7 und ich uns schnell einig, daß wir ein zweites Video produzieren sollten. In den Clubs wurde Trance Musik immer dominante, also haben wir dem in der Musikauswahl Rechnung getragen. Zwischenzeitlich hatten wir auch neue Computerkünstler kennengelernt, daß wir auch auch der Ebene neue Styles zeigen konnten.
70 minutes digitally remastered non stop techno trance music by the leading dance labels. 9 European computer artists visualized the tracks with designed animations videos to a non stop video mix Mixed by DJ Sangeet.
Track-Listing 3 LUX-2 (released 1992)
Music Artiste | Title | Video Artiste |
---|---|---|
X-102 | Intro | Clipvideo |
Hose of Usher | Shades | T.J. Bundee |
Morgan Wild Project | Trance Mission | Krypton |
Format #2 | Reckless | KO-Z |
Jim Clarke | Qualitication | Stalin Retina |
Time Warp | Bird Rave | Phase one Vivid |
Fx Creators | Survival of the Trippest | Taste Video |
Evolution | Sparkling Sun | Clipvideo |
E-Rection | Smoke my Dang Along | Rainer Remake |
Alec Empire | King Snake | O |
Dave Angel | Bounce Back | KO-Z |
Visions of Shiva | Perfect Day | Stalin Retina |
S.M.I.L.E. | Eierbass | Rainer Remake |
Microbots | Cosmic Evolution | Krypton |
Arpeggiators | Freedom of Expression | Rainer Remake |
3LUX-3 (released 1993)
This time, 3LUX 3 takes you on an ambient journey through beautifully designed computer images, created by twelve of Europe´s leading computer graphic artists. 3LUX 3 features digitally remastered music from the creme of the dance underground, skillfully interwoven with outstanding visual imagery, bringing to you 80 minutes of arguably the finest ambient sound and vision available. An idea of Rainer Remake and music mixed by DJ Dr. Atmo.
Track-Listing 3 LUX-3 (released 1993)
Music Artiste | Title | Video Artiste |
---|---|---|
VOOV | IFreezer AC 1 | Polyopie |
Escape | Trip from Mars | Polyopie |
Silence | Omid/Hope | Pit Weber |
Sven Väth | Caravan of Emotions | Rainer Remake |
Evolution | Sub-Marine | K-OZ |
Ongaku | Mihon #2 | Olaf Garves |
Atlantis | Paradise | Vivid Image |
Heart of Space | Drawn | Clipvideo |
VOOV | DDR | Mediamorph |
Silence | Trip | Ume no Kaisha |
Aphex Twin | Shotkeya | Taste Video |
Biosphere | Cloudwalker | sys.gfx |
The Orb | Towers of Dub | Stalin Retina |